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Titel
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Vorwort
Thomas Schwarz -
Ein Jahr Biodiversität auf dem "Nordkörper" in Lahe
Telke Nieter -
1 Frühjahr
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2 Sommer
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Extremstandorte mit großer Bedeutung für Biodiversität und bedrohte Arten
Frau M. Sc. Carmen Rethschulte -
3 Herbst
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Nachsorge mit hohem Erkenntnisgewinn
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4 Winter
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Schlusswort
Roland Middendorf Abteilungsleiter Abfallbehandlung -
Impressum
BERG – BAUWERK – BIOTOP Eine fotografische Reise durch das faszinierende Ökosystem der renaturierten Mülldeponie
Wiedergeborene Wildnis: die Schönheit der Müllberg-Metamorphose
Thomas Schwarz Geschäftsführer aha Zweckverband Abfallwirtschaft Region Hannover Liebe Leserinnen und Leser, lange Jahre war die Deponie, die Kippe, wie sie in der Alltagssprache bezeichnet wurde, ein wirklich geschundenes Stück Land. Sie musste für die Überreste her- halten und Flora und Fauna spielten keine Rolle in diesem Zusammenhang. Mit der Endabdichtung des Nordberges im Jahr 2018 änderte sich das. Es ist vielen enga- gierten Beschäftigten zu verdanken, dass hier weitsichtig ein Prozess gestartet wurde, zu untersuchen, wie schnell sich die Natur erholt und wie sie sich auf diesen Lebensraum einstellt. Dabei wurden Alternativen zu klassischen Pflegekonzepten geprüft, die, wie wir mittlerweile wissen, einen wesentlichen Beitrag zur Biodiver- sität leisten können. Es ist ein wertvoller Raum für Insekten, Bodenbrüter und eine breite Palette an Flora und Fauna entstanden. Die Institutionen und Menschen, die uns bei diesem Entwicklungsprozess begleitet und unterstützt haben, werden dies im Folgenden erläutern. Ganz viel Raum aber soll schönen Bildern und Impres- sionen, die Frau Telke Nieter über alle Jahreszeiten hin gesammelt hat, gegeben werden. Es sind Bilder, die uns belohnen, weil sie die Vielfalt und Schönheit zeigen, die sich entwickelt hat. Vielleicht gerade, weil der „Monte Müllo“ kein öffentliches Ausflugsziel ist und Störungen ausbleiben. Mit dem Bildband bringen wir Ihnen die Natur achtsam, fast sogar romantisch nahe. Ich hoffe, Sie lassen sich davon an- stecken und freuen sich mit uns über ein kleines Paradies, das im Verborgenen liegt. 2
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EIN JAHR BIODIVERSITÄT AUF DEM „NORDKÖRPER“ IN LAHE Liegend, robbend, mit Blattwerk getarnt, aus dem Auto heraus fotografierend und im ständigen Austausch mit überraschend vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – Menschen wie Tieren: So habe ich mich ein Jahr lang immer wieder mit diesem besonderen Ort auf ebenso besondere Art und Weise beschäftigt und dies in Bildern und kleinen Filmen festgehalten. Vom Sonnenaufgang bis zum Anbruch der Dunkelheit. Sicher ist der Nordberg auch nachts aktiv – mit Eulen, Fledermäusen und anderen Lebewesen –, doch das zu dokumentieren war nicht geplant. Vielleicht ein anderes Mal. Zugegeben, ich habe mich im Vorfeld mit dem Projekt intensiv auseinandergesetzt und auch überlegt, ob ich den Auftrag überhaupt annehmen bzw. wie ich ihn umsetzen kann. Ich fragte mich, ob ich als Naturfotografin etwas unterstützen möchte, was meiner Ansicht nach mit einer Fehlentwicklung in unserer Gesellschaft der vergangenen Jahrzehnte zu tun hat. Auf dem Gelände der Deponie wurde einfach alles abgekippt, was nicht mehr zu gebrauchen war. Der Berg ist für mich ein Spiegelbild dafür, dass wir unablässig produzieren und konsumieren, uns aber über die Müllentsorgung in der Regel keine Gedanken im Vorfeld machen. Ich habe den Auftrag letztlich voller Interesse angenommen, weil ich das Spannungsfeld zwischen alter Last und neuem Umgang damit gerne selbst erleben wollte. Schnell hatte mich der Berg in seinen Bann gezogen. Dass auf einer derartigen Fläche eine so bunte Vielfalt zu entdecken ist, hätte ich kaum erwartet. Möglicherweise hat diese unglaubliche Fülle an Leben auch damit zu tun, dass in direkter Umgebung Ökosysteme wie Wald und Moor liegen und Tiere, wie Rehe, Füchse, Kraniche und viele weitere Lebewesen, von dort hierherkommen. Dies soll aber nicht den enormen Wert für die Umwelt schmälern, der dann entsteht, wenn derartige Räume wie ein Deponieberg rekultiviert bzw. neu naturiert werden. Die Auswahl der in diesem Bildband gezeigten Fotografien soll davon einen Eindruck vermitteln. 4
Was meine ganz persönlichen Erlebnisse waren? Da gab es etliche. Absolut begeistert war ich beispielsweise davon, hier meinen ersten Schwalbenschwanz seit meiner Kindheit wiederzusehen. Er ist bei uns so selten geworden, dass er mittlerweile unter Naturschutz steht. Der Schwalbenschwanz gehört zu den schönsten und größten Tagfaltern in Europa. Schwalbenschwänze begeben sich gerne in der Paarungszeit auf Anhöhen im Gelände und gleiten dann von der Bergkuppe abwärts, um einen Partner zu finden. Faszinierend, so etwas einmal mitzuerleben. Sehr bewegend war für mich zudem, ganz früh am Morgen eine Ricke mit ihrem Rehkitz zu beobachten. Das Kitz sprang ausgelassen neben der Mutter umher, die völlig entspannt wirkte. Zu beobachten, wie der gerade flügge gewordene Nachwuchs des Neuntöters noch einige Tage lang seine gestressten Vogeleltern um Futter anbettelte und natürlich auch erhört wurde, war ein weiteres Highlight für mich. Und plötzlich fand ich einen etwa 11 cm großen Tatzenabdruck, den ich nicht einordnen konnte, und besprach dies mit Scouts. Später las ich in der Zeitung, dass in der Gegend ein Wolf gesichtet wurde, und so wurde unsere Annahme indirekt bestätigt. Zusammenfassend kann ich sagen, dass das, was hier tagtäglich – und bestimmt auch nächtlich – auf dem Berg passiert, einfach wundervoll ist. Für eine gewisse Zeit Gast in dieser vitalen Natur zu sein auf einem Bauwerk, wie der „Nordkörper“ immer betitelt wird, war für mich ein schönes Privileg und ein sehr intensives Erlebnis, das mich zutiefst beeindruckt hat. Vielleicht ist es mir ja gelungen, das Spannungsfeld zwischen alter Last und neuem Umgang damit fotografisch aufzuzeigen. Autorin: Telke Nieter, Inhaberin der Design- & Werbeagentur kreani, Partnerin des Naturparks Steinhuder Meer und Fotografin des hier vorliegenden Bildbandes. 5
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1 FRÜHJAHR „Der Frühling ist eine echte Auferstehung, ein Stück Unsterblichkeit.“ Henry David Thoreau
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FRÜHJAHR SOMMER HERBST WINTER © iStock Reh Lateinisch: Capreolus capreolus Alter: bis zu 12 Jahre Trittsiegel: Schutzstatus: keiner Besonderheit: Ein Reh hat einen ausgeprägten Geruchssinn. Es kann einen Menschen auf mehr als 300 m Entfernung wittern. Unterschiedliche Gruppen von Rehen äsen häufig an den Hängen des Nordbergs. Die Tiere schätzen die Ruhe, die nach Feierabend auf dem sonst so regen Betriebsgelände einkehrt. 9
Auf der Suche nach Beute streifen häufig Füchse über den renaturierten Berg. 10 Viele der tierischen Besucher zieht es aus dem angrenzenden Altwarmbüchener Moor auf das Deponiegelände. Der umlaufende Zaun hält sie nicht ab.
FRÜHJAHR SOMMER HERBST WINTER 11 © iStock Fuchs Lateinisch: Vulpes vulpes Alter: 3 – 4 Jahre Trittsiegel: Besonderheit: Die physiologische Beschaffenheit des Fuchses bietet insbesondere bei Nacht Jagdvorteile: Er wird bis zu 50 km/h schnell. Die hoch- gestellten Ohren des Fuchses sorgen dafür, dass er Mäuse aus 100 m Entfer- nung quieken hört. Füchse können bis zu 5 m weit und 2 m hoch springen.
Kranich Lateinisch: Grus grus Alter: 20 – 25 Jahre Trittsiegel: Schutzstatus: schutzwürdig, Jagd verboten Besonderheit: Kraniche besitzen eine große Flügelspannweite, sie beträgt bis zu 2 m. Besonders ist zudem der Kranichzug, bei dem sie mit lauten Rufen in großen Keilformationen am Himmel zu sehen sind. Häufig versammeln sie sich an Rastplätzen. Der trompeten- artige Ruf kann sowohl als Warn signal als auch als Aufrechter haltung des Gruppengefühls verstanden werden. 12
FRÜHJAHR SOMMER HERBST WINTER © iStock Das Kranichpärchen schätzt anscheinend den guten Aussichts- punkt auf Hannovers höchstem Berg und ist dort oft zu beobachten. Achtung – fertig – Abflug: Die Kraniche verweilen lieber ungestört auf dem Berg. 13
Auch die nicht in der Natur gewachsenen, von Menschen- hand gebauten Geländeformen werden gern von Vögeln genutzt. Hier sehen wir die seltene Goldammer. 14 © iStock Goldammer Lateinisch: Emberiza citrinella Alter: bis zu 8 Jahre Besonderheit: Die Goldammer ist bekannt durch ihr leuchtendes gelbes Köpfchen. Tatsächlich sind aber nur die Männchen in der Paarungszeit so intensiv gefärbt. Zudem sind Gold- ammern sehr anpassungsfähig und können in verschiedenen Lebensräumen auftauchen, wie z. B. auf Wiesen oder in bewaldeten Gebieten. Dies ist unter anderem wegen ihrer opportunistischen Ernährung möglich.
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Schwarzkehlchen Lateinisch: Saxicola rubicola Alter: bis zu 5 Jahre Schutzstatus: besonders geschützt Besonderheit: Im Gegensatz zum nah verwandten Braunkehlchen haben Schwarzkehlchen eine eher rundliche Figur und sind auch durch das aufrechte Sitzen auf hervorstehenden Ästen zu erkennen. 16
FRÜHJAHR SOMMER HERBST WINTER Das Schwarzkehlchen entstammt der Famile der Fliegenschnäpper, ebenso wie die Rot-, Blau- und Braunkehlchen. Die lateinische Bezeichnung „saxicola“ bedeutet „Felsbewohner“ wogegen „rubicola“ bedeutet, dass es sich um einen „Brombeerstrauch-Bewohner“ handelt. Beides findet das Schwarzkehlchen auf dem Nordberg vor. © iStock 17
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Buschwindröschen Lateinisch: Anemone nemorosa Weitere Bezeichnungen: Hexenblume, Alte Weiber (Volksnamen) Pflanzenfamilie: Hahnenfuß- gewächse (Ranunculaceae) Arten (Anzahl): ca. 150 Verbreitung: Europa und Asien, überwiegend in Laub- und Laubmisch- wäldern Beliebter Standort: halbschattig bis schattig Blattform: dreigeteilt, eingeschnitten Blütezeit: Februar bis April/Mai FRÜHJAHR SOMMER HERBST WINTER Einer der bekanntesten Frühlingsboten ist das Buschwindröschen, das auch auf dem Gelände in Lahe blüht. © iStock 19
Nora Weiß (Mitte) weist auf den fertig ausgebauten Nordberg, während sie mit Verbandsgeschäftsführer Thomas Schwarz (links) und Kollege Markus Müller die weitere Planung für den Standort Lahe bespricht. Auf 29 ha eingebaute Materialien: 290.000 m³ Rekultivierungsschicht (sandig-schluffiger Boden) 87.000 m³ Entwässerungsschicht (Kies), d = 30 cm 290.000 m² Kunststoffdichtungsbahn, PEHD, d = 2,5 mm 290.000 m² Tondichtungsbahn (Bentonitmatte) 87.000 m³ Gasdrainschicht, d = 30 cm 670.000 m³ Profilierungsmaterial Der Nordberg ist eigentlich eher ein Bauwerk als ein Berg. Um Emissionen aufzufangen und den Berg entsprechend zu renaturieren sind aufwendige Bauarbeiten nötig. 20
FRÜHJAHR SOMMER HERBST WINTER Schicht für Schicht zur Naturoase Der Startschuss erfolgte 1937. Vor 86 Jahren begann auf dem Gelände der Deponie Hannover-Lahe die Abfallab- lagerung. Das moorige Gelände war zu damaliger Zeit nicht als Bauland nutzbar und empfahl sich deshalb als Müllhalde. Bis 1980 wuchs der sogenannte Nordkörper heran, der zu Ablagerungsende circa 10 Millionen m³ Abfälle fasste. Mit einer Höhe von etwa 65 m über dem anliegenden Gelände und mit 121 m über Normalnull ist er heute die höchste Erhebung im Stadtgebiet Hannovers. Weil sich die dort lagernden Abfälle auch noch über Jahrzehnte biologisch zersetzen und dabei klimaschäd- liches Methangas frei wird, wurde in den Jahren 2011 bis 2017 eine wasser- und gasundurchlässige Oberflächen- abdichtung gebaut. Sie verhindert zum einen, dass Niederschläge in den Berg einsickern. Zum anderen wird das weiterhin entstehende Methangas unter der Abdich- tung gefasst und kann zur Verstromung genutzt werden. Es tritt nicht mehr klimawirksam in die Atmosphäre ein. Die Baumaßnahme lief mehrschichtig. Zunächst galt es, den gesamten Müllberg „umzuprofilieren“, damit das Abdichtungssystem standsicher aufgebaut werden konnte. An einigen Stellen wurden vorhandene Abfälle umgelagert, darüber hinaus aber auch zusätzliche Massen wie Bauschutt oder Boden auf den Berg gebracht, um ihn in Form zu bringen. Anschließend war vollflächig eine Gasdrainageschicht aufzubringen, die das entstehende Gas zu den eingebauten Rohren leitet, durch die das Gas abgesaugt wird. Oberhalb der Gasdrainage folgte die Installation eines doppellagigen Abdichtungssystems. Dieses besteht aus einer Bentonitmatte sowie einer Kunststoffdichtungsbahn. Darüber liegt eine aus Kies bestehende Entwässerungsschicht sowie eine 1 m starke naturbelassene Bodenschicht, die im Rahmen der Rekultivierung mit einer speziellen Rasenansaat begrünt und mit Sträuchern bepflanzt wurde, um unter anderem Vögeln wieder als Habitat zu dienen. Zudem wurden Holz-, Stein- und Sandstrukturen für Reptilien auf den Berg gebaut. So entstand Schicht für Schicht aus einem alten Müllberg eine vitale Naturoase. Autorin: Dipl.-Ing. Nora Weiß, Teamleiterin Bauplanung Deponie, aha Zweckverband Abfallwirtschaft Region Hannover 21
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„Des Sommers Pracht hat ein allzu kurzes Datum.“ William Shakespeare 2SOMMER
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Reh Der Sommer ist da und damit ist auch bei vielen Besuchern der Deponie Nachwuchs eingetroffen. Diese Ricke hält sich mit ihrem Kitz im hohen Gras zwischen Nordberg und Moor versteckt. FRÜHJAHR SOMMER HERBST WINTER Das hohe Gras am Fuße des Nordbergs bietet diesem jungen Bock ein gutes Versteck. Das trockene Gras am Hang ist für diesen Rehbock eine gute Tarnung. 25
Fuchs Das ausgelassene Spiel der zwei Füchse ist eine schöne Momentaufnahme. 26 Das Fell von Füchsen kann im Farbton variieren – dieser Besucher ist ungewöhnlich dunkel gefärbt.
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FRÜHJAHR SOMMER HERBST WINTER © iStock Wiesenpieper Lateinisch: Anthus pratensis Alter: bis zu 5 Jahre Schutzstatus: besonders geschützt Besonderheit: Der Wiesenpieper zeigt einen Singflug, bei dem er in Spiralen oft steil aufwärtssteigt und mit ausgestreckten Flügeln ebenfalls singend steil wieder nach unten fliegt. Oft wird der Wiesenpieper mit dem Baumpieper verwechselt, wobei ein Arterkennungsmerkmal des Wiesenpiepers die Kralle des Hinterzehs ist, die länger oder gleich lang im Vergleich zum Hinterzeh selbst ist. Der Wiesenpieper ist ein Bodenbrüter, der etwa von März bis September in unseren Breiten anzutreffen ist. Diese Zugvögel überwintern in Südwesteuropa oder Nordafrika. Wiesenpieper sind laut NABU stark gefährdet, weil die intensive Grünlandnutzung ihnen die Brutplätze nimmt. Die Vögel fühlen sich in Feuchtgebieten wie Mooren heimisch und ernähren sich hauptsächlich von Insekten und Spinnentieren. 29
Turmfalke Lateinisch: Falco tinnunculus Alter: bis zu 18 Jahre Schutzstatus: streng geschützt (Schutz wandernder Arten) Besonderheit: Bei der Jagd steht der Turmfalke häufig an einer Stelle in der Luft, um seine Beute aufzu spüren. Dabei ist seine Fähigkeit, ultraviolettes Licht zu sehen, vorteilhaft, weil er damit Kot und Urin von Kleinnagern aufspüren kann. Turmfalken sind aufgrund ihres markanten Gefieders gut zu erkennen und häufige Gäste in Lahe. 30 © iStock
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FRÜHJAHR SOMMER HERBST WINTER © iStock Steinschmätzer Lateinisch: Oenanthe oenanthe Alter: bis zu 7 Jahre (zwei Drittel sterben nach 1 Jahr) Schutzstatus: schutzwürdig Besonderheit: Die hier beheimateten Steinschmätzer sind die einzige Art ihrer Gattung, die auch in Nordeuropa vorkommt. Sie sind Zugvögel. Auch die Steinschmätzer Nordamerikas fliegen in der Winterzeit alle nach Afrika. Dafür legen sie lange Strecken zurück. Die Brutvögel Grönlands und Ost- kanadas müssen besonders lange Wege auf sich nehmen. Die heutigen Zugwege der Steinschmätzer lassen auf die historischen Ausbreitungswege der beiden nordamerika- nischen Populationen schließen. Steinschmätzer sind durch den Verlust geeigneter Lebensräume vom Aussterben bedroht. Sie bevorzugen offenes, steiniges Gelände und Brachen – der Nordberg bietet dafür ein sehr gutes Habitat. 33
Beim Neuntöter unterscheidet sich das in Brauntönen gefärbte Weibchen signifikant vom auf fälligeren, mehrfarbigen Männchen. 34 Der Neuntöter verharrt gern auf einer höheren Warte und startet gezielt zu einem Jagdflug.
FRÜHJAHR SOMMER HERBST WINTER Neuntöter Lateinisch: Lanius collurio Alter: 3–6 Jahre Schutzstatus: besonders geschützt Besonderheit: Der Neuntöter hat ein besonderes Beuteverhalten, das ihm auch seinen brutal klingenden Namen verleiht: Er spießt seine Beute (z. B. Insekten, kleine Vögel oder Mäuse) auf Dornen oder spitzen Zweigen auf, um sie dort zu bearbeiten oder aufzubewahren. © iStock 35
Grünspecht Der Grünspecht schätzt die ruhige Lage mit Gehölzen am Fuße des Nordbergs. Dieser Ameisenspezialist wird hier fündig. 36 Hausrotschwanz Auch wenn sein namensgebendes rotes Schwänzchen verdeckt ist, handelt es sich hier um einen Vogel dieser Art. Auf seinem Speiseplan stehen Insekten, Larven, Spinnentiere und Beeren.
FRÜHJAHR SOMMER HERBST WINTER Mäusebussard Das Gefieder von Mäusebussarden variiert von fast weiß bis dunkelbraun. Ringeltaube Die in Deutschland häufige Ringeltaube stattet dem Gelände in Lahe einen Besuch ab. 37
Heuschrecke Lateinisch: Orthoptera Alter: ca. 6 Monate Schutzstatus: Einige Heuschreckenarten sind geschützt © iStock Besonderheit: Heuschrecken sind aufgrund ihrer farbigen Panzer gut vor Fressfeinden getarnt. Nähert sich ein Feind, helfen ihnen die kräftigen Sprungbeine, davonzubringen. Heuschrecken sind außerdem für ihre Geräusche bekannt, die sanglich klingen. Diese werden durch Reiben an den Beinen oder Flügeln erzeugt. Bedrohung: 30 von 70 Arten sind vom Aussterben bedroht. Heidelibelle Lateinisch: Sympetrum Alter: 1–3 Monate Schutzstatus: streng geschützt © iStock Besonderheit: Durch ihre kräftige, direkt an den Flügeln ansetzende Flugmuskulatur und die Fähigkeit, die beiden Flügelpaare unabhängig voneinander zu bewegen, weisen Heidelibellen eine besondere Flug- technik auf. Sie können bis zu 50 km/h schnell werden. 38
FRÜHJAHR SOMMER HERBST WINTER Wildbiene Lateinisch: Apidae Alter: ca. 1 Jahr Schutzstatus: besonders geschützt Besonderheit: Für jedes Ei müssen Pollen von mehreren Hundert Blüten von den Bienen- müttern gesammelt werden. Etwa ein Viertel aller Wildbienenarten sammeln keine eigenen Vorräte, sondern schmuggeln ihr Ei auf den Proviant einer anderen Wildbienenart. Man nennt sie auch „Kuckucksbienen“. © iStock 39
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FRÜHJAHR SOMMER HERBST WINTER Bläuling Lateinisch: Lycaenidae Alter: als überwinternde Raupe einige Monate, als Schmetterling einige Wochen Schutzstatus: Je nach Art – die meisten (wie z. B. der Himmelblaue Bläuling) sind besonders geschützt Besonderheit: Weltweit gibt es mehr als 5.000 Arten aus der Familie der Bläulinge. In Deutschland sind es 48. Davon tragen viele am hinte- ren Rand der Hinterflügel ein kleines „Schwänzchen“. Der Himmelblaue Bläuling bildet nachts in Gräsern sogenannte Schlafgemeinschaften, die aus mehreren Faltern bestehen. Der deutsche Name dieses Tagfalters entspringt der Blaufärbung der Flügeloberseite der Männchen. 41
Tagpfauenauge Nachtfalter © iStock Großer Perlmuttfalter 42
FRÜHJAHR SOMMER HERBST WINTER Schachbrett und Jakobskrautbär Die zahlreichen Blüten an den Hängen des renaturierten Bergs bieten einer Vielzahl von Schmetterlingen Nahrung und Lebensraum. Ochsenauge Zur Förderung der Biodiversität wurde am Berg auch eine spezielle Blumenwiese geschaffen. 43
EXTREMSTANDORT MIT GROSSER BEDEUTUNG FÜR BIODIVERSITÄT UND BEDROHTE ARTEN Seit 2021 begleitet das Institut für Umweltplanung an der Leibniz Universität Hannover das Projekt „Nordberg“ – bislang mit einer Master-Projektstudien- arbeit im Sommersemester 2021, einer Bachelorarbeit im Sommersemester 2022 und weiteren zwei Masterprojekten, die aktuell im Sommersemester 2023 laufen, sowie mit einer Gruppe Studierender, die im Rahmen einer Übung dort Heuschrecken erfassen. Im Zuge dessen hat sich herausgestellt, dass dieser „Extremstandort“ im städtischen Umland ein interessantes Artenspektrum zeigt, das vergleichbar mit (mesophilen) Grünlandstandorten der freien Landschaft ist. Es konnte nachgewiesen werden, dass dieses technische Bauwerk eine große Bedeutung für gefährdete und zum Teil in Niedersachsen vom Aussterben bedrohte Arten aufweist. Die Vielfalt des Habitats spiegelt sich insbesondere in hohen Artenzahlen wider und umfasst dabei rund 200 Pflanzenarten, etwa 15 Heuschreckenarten, circa 15 Tagfalterarten, verschiedene Reptilien, wie die streng geschützte Zauneidechse, und zahlreiche naturschutzfachlich bedeut- same Vogelarten wie Feldlerche, Wiesenpieper, Kranich, Neuntöter und diverse Greifvögel. 44
FRÜHJAHR SOMMER HERBST WINTER Studierende am Institut für Umweltplanung der Uni Hannover nutzen gemeinsam mit Professor Michael Reich und der Beitragsautorin Carmen Rethschulte die Ruhe des Nordbergs für eine Übung zur Bestimmung von Heuschrecken und Grashüpfern. Dabei ist auch die stark gefährdete Blauflügelige Sandschrecke (oben rechts), die auf dem Nordberg häufig anzutreffen ist. Ziel dieser Untersuchungen ist es unter anderem, zu ermitteln, mit welchen Maßnahmen die Diversität des Ökosystems zusätzlich gefördert werden kann, und dafür konkrete Handlungsempfehlungen auszuarbeiten. Erste wichtige Maßnahmen ergaben sich bereits im Rahmen des Masterprojektes 2021. Elementar war beispielsweise, die Flächen staffelweise abzumähen, gewisse Streifen auch mal stehen zu lassen (Altgrasstreifen), um Tieren Schutz zu bieten, und im Großen und Ganzen ein Mosaik an verschiedenen Strukturen zu schaffen, damit sich Flora und Fauna weiter entfalten können. Durch die Kooperation mit aha konnten wir Praxisbezug in unsere Lehre integrieren und durch das ökologische Monitoring am Nordkörper den Studierenden Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität anhand eines realen Beispiels näherbringen. Wir danken für die gute Zusammenarbeit und das Interesse an den Untersuchungen sowie den daraus entstandenen Ergebnissen. Autorin: Frau M. Sc. Carmen Rethschulte, Doktorantin am Institut für Umweltplanung an der Leibniz Universität Hannover 45
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3HERBST „Das Leben beginnt aufs Neue, wenn es kühl im Herbst wird.“ Francis Scott Fitzgerald
Schwalbenschwanz Lateinisch: Papilio machaon Alter: 6 Wochen als Raupe, 3–4 Wochen als Schmetterling Schutzstatus: besonders geschützt Besonderheit: Schwalbenschwänze sind neben den Segelfaltern eine der größten Tag falterarten im deutschsprachigen Raum. Sie haben eine Flügelspannweite von 50 bis 75 mm. Ihr flatternder und segelnder Flug ist besonders hervorstechend. 48 © iStock
FRÜHJAHR SOMMER HERBST WINTER Der Schwalbenschwanz gehört zu den wohl seltensten und schönsten Schmetterlingen in unseren Breiten. Auf dem Nordberg ist er allerdings recht häufig anzutreffen. Die Raupen sind äußerst farbintensiv und so gut an die Umgebung angepasst, dass wir hier zu einem Archivbild greifen mussten. Bei der Paarung vollführen die Falter einen eleganten Tanz in der Luft. 49
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Die weibliche Zauneidechse wird durch die braune Färbung gekennzeichnet, während die männlichen Exemplare leuchtend grün sind. FRÜHJAHR SOMMER HERBST WINTER © iStock Zauneidechse Lateinisch: Lacerta agilis Alter: 6–8 Jahre Schutzstatus: streng geschützt Besonderheit: Besonders ist der überproportionale Kopf der Zauneidechse. Während die meisten Echsen sehr schlank sind, ist die Zauneidechse eher kräftig und hat kurze Beine. An ihren Flanken hat sie zwei charakteristische Augenflecken. Am Wegesrand zum Gipfel des Nordbergs wurden Steinhaufen als Behausung für Zauneidechsen und weitere Kleinsäuger angelegt. 51
Zaunkönig Lateinisch: Troglodytes troglodytes Alter: ca. 4 Jahre Schutzstatus: landesweit geschützt Besonderheit: In der Brutzeit singt der Zaunkönig von 4 Uhr morgens bis zum späten Abend, um sein Revier zu markie- ren. Er gehört zu den kleinsten Vögeln Europas. Schon Aristoteles nannte ihn „Basileuteros“, kleiner König. © iStock 52
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FRÜHJAHR SOMMER HERBST WINTER Braunkehlchen Lateinisch: Saxicola rubetra Alter: bis zu 8 Jahre Schutzstatus: stark gefährdet Vogel des Jahres 2023 Besonderheit: Bei der Beutejagd und beim Singen sitzt das Braunkehlchen meist auf hohen Pfosten oder Halmen. Wenn ein Feind gesichtet wird, versucht sich das Braunkehlchen unsicht- bar zu machen, indem es sich in die „Pfahl- stellung“ begibt. Dabei macht es sich lang und streckt seinen Kopf zum Himmel. Braunkehlchen sind laut NABU in Deutschland stark gefährdet. In der Ruhe des Geländes um den Nordberg scheint sich dieser Zugvogel wohl zu fühlen. Diese kleinen Vögel vollbringen eine erstaunliche Leistung: Beim Vogelzug überfliegen sie die Sahara und verbringen © iStock den Winter in Afrikas tropischen Gebieten. 55
Schnecke Lateinisch: Gastropoda Alter: Etwa 1 Jahr, manche Schnecken arten leben aber auch einige Jahre Schutzstatus: Manche Schnecken arten stehen unter Natur- schutz (z. B. die Weinbergschnecke) Besonderheit: Schnecken stellen mit etwa 100.000 Arten die größte Klasse der Weichtiere dar. Sie sind ein nützlicher Bestandteil der Lebensge- meinschaft, da sie auch verwesende Pflanzenteile und tote Tiere fressen. Sie zersetzen Pflanzenreste und helfen damit auch bei der Humusbildung. Bedrohung: Bestimmte Arten sind vom Aussterben bedroht 56 © iStock
FRÜHJAHR SOMMER HERBST WINTER Weinbergschnecke Lateinisch: Helix pomatia Alter: 5–8 Jahre Besonderheit: Die Weinberg- schnecke ist mit bis zu 10 cm Länge die größte Landschnecke in Mittel- europa, die ein Gehäuse trägt. An ihren Fühlern hat sie zwei Augen, mit denen sie hell und dunkel unterscheiden kann. Sie kann durch den kalkhaltigen Schleim, auf dem sie gleitet, sogar kleinere Schäden am Gehäuse reparieren. 57
Heidelibelle Die Heidelibelle sonnt sich auf einem sonnigen Plätzchen auf den Steinhaufen. 58
FRÜHJAHR SOMMER HERBST WINTER Trauer-Rosenkäfer Tagpfauenauge Die Trauer-Rosenkäfer (oben links) fliegen von Mai bis Juni und gelten in Deutschland inzwischen wieder als ungefährdet. Das Tagpfauenauge fliegt von Juni bis August und ernährt sich auch gern von Disteln, die häufig auf dem Nordberg stehen. Heuschrecken wie Roesels Beißschrecke finden aufgrund der fast komplett brachliegenden Fläche einen guten Lebensraum in Lahe. Die erforderliche Mahd wird als Streifenmahd durchgeführt, um Insekten und Bodenbrütern Ausweichmöglichkeiten zu bieten. Roesels Beißschrecke 59
NACHSORGE MIT HOHEM ERKENNTNISGEWINN Um das Potenzial des Nordbergs weiterzuentwickeln, den vorhandenen Bestand an Arten zu erhalten und für weitere Arten Lebensraum zu schaffen, ist die Nachsorge von großer Bedeutung. Dabei ist unter anderem die Deponieverordnung einzuhalten, die vor allem zur Gefahrenabwehr verpflichtet. Es muss beispielsweise dafür gesorgt werden, dass eine Belastung des Grundwassers und der Austritt von Treibhausgasen wie Methan verhindert wird, was wir unter anderem durch die bautechnische Oberflächenabdichtung gewährleistet haben. Außerdem gibt es einen Landschaftspflegerischen Begleitplan, der Schritte für die Rekultivierung der Fläche definiert. Und schließlich ist zu prüfen, ob ergänzend dazu weitere Maßnahmen sinnvoll sind, um die Biodiversität zu erhöhen. Hierbei helfen uns die Beratung und die Studienergebnisse des Instituts für Umweltplanung an der Leibniz Universität Hannover. Generell sind dann allerdings stets Personal- und Kostenaufwand auf der einen Seite und ökologische Ziele auf der anderen Seite abzuwägen sowie immer auch die gesetzlichen und bautechnischen Vorgaben im Auge zu behalten. Konkret haben wir die Gesamtfläche von knapp 29 ha im Wesentlichen in drei Grundflächen unterteilt, auf denen unterschiedliche Pflegeprogramme laufen, die getestet und kontinuierlich optimiert werden. Die Gründe für diese Maßnahmenkombination liegen insbesondere in der Schaffung positiver Bodenbe- dingungen und vorteilhafter mikroklimatischer Verhältnisse, die für viele Heuschrecken- und Falterarten als lebensnotwendige Habitat-Strukturen unerlässlich sind. Empfohlen wird – grob gesagt – für etwa die Hälfte der Gesamtfläche (Grundfläche 2 und 3) zunächst eine diverse Nutzung aus einer jährlichen bis halbjährlichen Staffelmahd. Das heißt, dass ein- bis zweimal im Jahr abschnittsweise gemäht wird und Teilbereiche oder Streifen bis zur nächsten Mahd 60
FRÜHJAHR SOMMER HERBST WINTER stehen bleiben, sodass während der Mahd immer eine Rückzugsfläche für Tiere erhalten bleibt. Auf der anderen Hälfte (Grünland der Grundfläche 1) wird nur alle zwei bis drei Jahre gemäht, um einer Verbuschung entgegenzuwirken. Außerdem erfolgt auf einem Teil der Grundfläche 3 eine extensive Schafbewei- dung als Test. Auf dem anderen Teil wurde eine eingezäunte Blumenwiese angelegt, die zwar nicht im Landschaftspflegerischen Begleitplan vorgesehen ist, aber eine Empfehlung der Leibniz Universität Hannover war. Hier darf auch nur alle zwei Jahre gemäht werden, weil dies besonders positive Effekte auf die Insektenfauna hat. Darüber hinaus sind Schotterwege von Vegetation frei zu halten. Und zu beachten ist auch, dass der potenzielle Wurzelraum nur etwa 1 m tief ist, weil die darunterliegende Kunststoffdichtungsbahn nicht beschädigt werden darf. Eine Anpflanzung von Gehölzen ist somit nur beschränkt möglich. Anwachsende Gehölze müssen dementsprechend regelmäßig kontrolliert und gegebenenfalls entfernt werden. Bei allen Anpflanzungen und Aussaaten ist ferner zu berücksichtigen, dass aufgrund der starken Hangneigung und des Oberflächenabflusses relativ wenig Wasser zur Verfügung steht. Angesichts dieser Beschränkungen bei der naturschutzfachlichen Nachnutzung der Deponie ist es doch immer wieder erstaunlich, zu sehen, wie schnell sich die Natur Lebensraum zurückerobert und die Vielfalt in allen Ecken und Winkeln sprießt und gedeiht, wenn man achtsam agiert. Autor: Mike Larsen, geprüfter Meister für Kreislauf- und Abfallwirtschaft und bis September 2023 als technischer Sachbearbeiter bei aha zuständig für den Nordkörper. 61
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4 WINTER „Um die Schönheit einer Schneeflocke erfassen zu können, muss man die Kälte in Kauf nehmen.“ Aristoteles
Reh Rehe halten sich ganzjährig rund um den Nordberg auf. Sie achten aufmerksam darauf, wann der Betrieb beginnt, und sind meist kurz vor 7 Uhr verschwunden. Offenbar tut sich etwas rund um die Gebäude des Abfallbehandlungszentrums. Aufmerksam wägen die Rehe ab, ob sie sich nun zurückziehen. 64
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Die Kraniche ziehen von ihrem Rastplatz im benachbarten Altwarmbüchener Moor gen Süden. 66
FRÜHJAHR SOMMER HERBST WINTER Kranich Majestätisch gleitet ein Kranich durch die Luft. 67
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FRÜHJAHR SOMMER HERBST WINTER Amsel Lateinisch: Turdus merula Alter: bis zu 20 Jahre, durchschnittlich 3–5 Jahre Besonderheit: Amseln sind sehr treu und führen meist für mehrere Brutperioden eine mono- game Beziehung. Die Amsel hat durch ihre Rufe eine Art Warn- system. Das „Tixen“ gilt meist den Bodenfeinden und das „Ssiih“ den Luftfeinden. © iStock 69
Wenn der Winter Einzug hält, finden aufmerksame Wandernde auf Blättern und Stängeln eine wundersame Ansammlung von Eiskristallen. 70
FRÜHJAHR SOMMER HERBST WINTER Raureif bildet auf den Pflanzen einen silbrigen Überzug wie Zuckerguss. 71
72 Als stiege aus dem Berg Rauch auf … von der Aussichtsplattform des Nordbergs. Des Rätsels Lösung präsentiert sich beim Blick
FRÜHJAHR SOMMER HERBST WINTER Raureif überzieht den gesamten Berg und lässt ihn karg und unwirtlich aussehen. 73
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FRÜHJAHR SOMMER HERBST WINTER Roland Middendorf Abteilungsleiter Abfallbehandlung Liebe Leserinnen und Leser, auf den vorangegangenen Seiten haben Sie in wunderschönen Bildern die Biodiversität unseres Nordberges kennenlernen können. Geschichte, Anforderungen und Aufgaben der Deponierekultivierung wurden Ihnen von unseren Kolleginnen und Kollegen in ihren Fachbeiträgen nähergebracht. In Zusammenarbeit mit dem Institut für Umweltplanung an der Leibniz Universität Hannover konnten wir die Expertise gewinnen, die erforderlich ist, um das, was sich derzeit am Nordberg entwickelt, verstehen zu können und somit die Nachhaltigkeit unserer Arbeit für uns, aber auch für alle weiteren Interessierten zu demonstrieren. Dies wird durch die fantastischen Aufnahmen von Telke Nieter ergänzt. Damit haben wir den Grundstein gelegt, um die bisherigen Untersuchungen zur Biodiversität in ein geregeltes Monitoring zu überführen. Dass diese Entwicklung durch diese Maßnahmen nicht abgeschlossen wurde, zeigen die weiteren Projekte wie die erstmalige Beweidung des Deponieberges mit Schafen in diesem Jahr. Auch das Regime der Bergpflege wird zukünftig an die Bedürfnisse der Flora und Fauna angepasst. Die Ergebnisse machen deutlich, dass neben dem Umgang mit der historischen Altlast und den damit verbundenen Risiken sowie dem technischen Bauwerk der Deponie und seinen Anforderungen der Aspekt der Nachhaltigkeit als eine dritte Säule durch die Untersuchung zur Biodiversität ergänzt werden sollte. Ich wünsche mir für den Nordberg und auch für die weiteren Deponien des Zweckverbandes diesen Einklang von Aufgabe, gelebter Verantwortung und Perspektive.
Desert Places Snow falling and night falling fast, oh, fast In a field I looked into going past, And the ground almost covered smooth in snow, But a few weeds and stubble showing last. The woods around it have it - it is theirs. All animals are smothered in their lairs. I am too absent-spirited to count; The loneliness includes me unawares. And lonely as it is, that loneliness Will be more lonely ere it will be less - A blanker whiteness of benighted snow WIth no expression, nothing to express. They cannot scare me with their empty spaces Between stars - on stars where no human race is. I have it in me so much nearer home To scare myself with my own desert places. Robert Frost 76
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Natur und von Menschenhand geschaffene Dinge gehen Der langbeinige Feldhase ruht sich gefahrlos einen Augenblick hier Hand in Hand. Der Turmfalke benutzt gern die auf einem der gepflasterten Wirtschaftswege aus. Schranke vor dem Nordberg als Aussichtsplatz. 78
Der Blick in den Sonnenuntergang zeigt die an der Autobahn entlangführenden Oberleitungen und den Wegweiser des Gewerbegebiets Lahe, während sich auf dem Nordberg Fuchs und Hase Gute Nacht sagen. Impressum Herausgeber Redaktion Zweckverband Abfallwirtschaft Region Hannover Karl-Wiechert-Allee 60 c 30625 Hannover T 0511 9911-0 www.aha-region.de Havas Germany GmbH aha: v.i.S.d.P. Helene Herich Thomas Schwarz Susanne Döpke Roland Middendorf Gestaltung Druck Erscheinungstermin Havas Germany GmbH Printmedien Biewald GmbH & Co. KG November 2023 Bildnachweise Naturfotografie auf dem Nordberg: aha, Telke Nieter Bildrechte aha, iStock, Michael Hennemann Wissenschaftliche Beratung Ökologische Schutzstation Steinhuder Meer ÖSSM, Thomas Brandt 79