„Wir können in unserem Alltag viele Dinge tun, um Ressourcen zu schonen und Abfälle zu vermeiden.“
3 Fragen an Belit Onay, Oberbürgermeister Landeshauptstadt Hannover
Sie arbeiten an einer lebenswerten und zukunftsfähigen Stadt. Welche Rolle spielen dabei Klimaschutz im Allgemeinen und Kreislaufwirtschaft im Besonderen?
Wir haben gerade unser Sofortprogramm „Klimaschutz Hannover 2035“ mit über 50 Maßnahmen für einen beschleunigten und verstärkten Klimaschutz vorgestellt. Mit einer Reihe von Projekten sind wir bereits auf einem guten Weg, Hannover klimafreundlicher und lebenswerter zu machen. So bauen wir die Ladeinfrastruktur für Elektromobile sowohl im öffentlichen Raum als auch an Vereinsgebäuden und Ämtern aus und kaufen zunehmend Elektrofahrzeuge für den eigenen Fuhrpark. Im September hat der Rat der Stadt eine Fernwärmesatzung beschlossen, die ein wichtiger Baustein zur Wärmewende ist. Und wir verstärken unsere Bemühungen um mehr Solaranlagen auf den Dächern der Stadt durch ein kostenloses und unabhängiges Beratungsangebot. Dazu investieren wir erheblich in die energetische Sanierung unserer öffentlichen Gebäude, um die Klimaneutralität 2035 zu erreichen. Die Kreislaufwirtschaft gilt als eine der Lösungen für das globale Müllproblem. Damit werden knappe Ressourcen geschützt und klimaschädliche Treibhausgase reduziert. Zum Beispiel bietet das Recyceln von Baustoffen einen Lösungsansatz, den wir bereits mit der Wohnungswirtschaft in der Klima-Allianz aufgegriffen haben.
Visionen, Ideen und neue Technologien werden die Stadt von morgen in ihrer Gesamtheit nachhaltig prägen. Wo liegen Ihre Prioritäten und wie gehen Sie sie an?
Mein Ziel ist ein l(i)ebenswertes, menschengerechtes und zukunftsfähiges Hannover. Diesen Ansatz setzen wir gerade in der Innenstadt um, für die wir aufbauend auf dem mit zahlreichen Akteurinnen und Akteuren geführten Innenstadtdialog nun ein integriertes Gesamtkonzept für die Zukunft der City erarbeitet haben. Neue Technologien und smarte Technik werden wir zum Beispiel in der Prinzenstraße ausprobieren, in der eine unterirdische Wassertankstelle entstehen soll, in der Regenwasser gespeichert und für die automatische Bewässerung der neuen Bäume genutzt werden kann. Als Projekt mit Strahlkraft wird darüber hinaus in Kürze auch die Realisierung des für die hannoversche Innenstadt zukunftsweisenden Projekts „City Roofwalk“ beginnen, in dem auf dem Parkhaus Schmiedestraße ein Dachgarten entsteht, der als Ausgangspunkt eines über die grüne Dachlandschaft der Innenstadt führenden Höhenwegs dienen soll. In meiner Vision einer klimaangepassten, klimaneutralen Zukunftsstadt nutzen wir die gut gedämmten Gebäude mittels Fotovoltaikanlagen zur Energiegewinnung und die Regenwasserkanalisation als Speicherraum für das wertvolle Niederschlagswasser, um damit die Bewässerung der kühlenden Bäume und Grünfl ächen vorzunehmen und Trinkwasser einzusparen.
Abfälle als Wertstoffe begreifen und damit Ressourcen schonen – das ist eine der Kernbotschaften von aha. Wie könnte sich diese Leitidee mithilfe der Politik noch stärker im Alltag der Hannoveranerinnen und Hannoveraner durchsetzen?
Mit der „Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“ verfolgt die Landeshauptstadt Hannover die Zielsetzung, Nachhaltigkeit in allen Handlungsbereichen der Kommune zu stärken und globale Verantwortung zu übernehmen. Dieses Ziel können wir nur zusammen mit der Stadtgesellschaft erreichen. Unsere Aufgabe als Kommune, gemeinsam mit aha und der Politik, ist es daher, das Umweltbewusstsein der Einwohner und Einwohnerinnen Hannovers zu fördern, sie zu einem sorgsamen Umgang mit Natur und Umwelt zu motivieren und so nachhaltige Lebensstile in der Stadtgesellschaft zu stärken. Wir können in unserem Alltag viele Dinge tun, um Ressourcen zu schonen und Abfälle zu vermeiden. Das beginnt mit dem Hinterfragen des eigenen Konsums – im Sinne von „Weniger ist mehr“ – und reicht bis zum Kauf von nachhaltigeren Produkten und Dienstleistungen. Um die Menschen zu unterstützen, haben wir gemeinsam mit einer Vielzahl an Kooperationspartnern einen ganzen Blumenstrauß an kommunalen Angeboten aufgelegt.