Weiter zum Inhalt

„Mit der Klimakrise erleben wir, dass die Natur zu mächtig, zu komplex und zu rätselhaft ist, um von uns beherrscht zu werden.“

3 Fragen an Dr. Philipp Blom, Schriftsteller, Philosoph und Historiker

In Ihrem Buch, „Die Welt aus den Angeln“ vermitteln Sie uns eine Vorstellung von den schweren Verwerfungen, die der Klimawandel vor 500 Jahren in Europa auslöste. Stehen wir heute vor ähnlich großen Herausforderungen?

Ich glaube, wir stehen vor wesentlich größeren Herausforderungen, wenn auch aus ähnlichen Gründen. Die Verwerfungen entstanden auch durch den Druck des Klimawandels, die Missernten und Hungersnöte, die Veränderung der Natur. Unsere Kooperation mit der Natur ist sehr fein austariert. Wenn sich dieses System ändert, etwa durch mehr CO2 in der Atmosphäre, dann verschieben sich das ganze Gefüge und damit auch unsere Lebensgrundlagen. Wir haben aber unser Wachstum, unseren sogenannten Fortschritt, auf Energiequellen und Technologien basiert, die das System immer stärker verändern, und es ist sehr schwer, rechtzeitig und radikal davon wegzukommen.

Sie sagen, dass jede große Krise die Welt, wie sie vorher war, untergehen ließ. Stattdessen entstanden eine neue Welt und ein neues Weltbild. Wie könnte Ihrer Ansicht nach die neue Welt nach der Klimakrise aussehen? Oder präziser formuliert: Wie wird sie von uns dann anders interpretiert?

Dieser Prozess vollzieht sich schon. Die Idee des ewigen Wirtschaftswachstums und dahinter die ganze Geschichte des sogenannten Westens folgt auch daraus, dass westliche Menschen sich lange mit der Bibel als Herren der Schöpfung begriffen haben. Gott befiehlt Adam und Eva, sich die Erde untertan zu machen, und daraus wird irgendwann auch die wissenschaftliche und technologische Naturbeherrschung. Mit der Klimakrise erleben wir, dass die Natur zu mächtig, zu komplex und zu rätselhaft ist, um von uns beherrscht zu werden, dass wir einfach nicht so wichtig sind, dass wir nur ein zufällig entstandener Organismus unter zahllosen anderen sind, die in einem unendlich komplexen System miteinander und gegeneinander existieren, und dass wir in diesem immensen System unseren Platz finden müssen, dass wir nicht mehr nehmen können, als wir zurückgeben können. Das führt auch zu einem ganz anderen Menschenbild, zu einem ganz anderen Verständnis von unserer Beziehung zu dem, was wir immer noch „die Natur“ nennen, als wären wir nicht ganz einfach ein Teil davon.

Ihr anfangs erwähntes Buch über die Kleine Eiszeit endet mit einer Katastrophe. Sie greifen auf die Bienenfabel des Sozialhistorikers Bernard Mandeville (1670–1733) zurück und beschreiben, wie das Bienenvolk in der Krise letztlich seinen Untergang beschleunigt, einfach, weil es nicht anders kann. Worauf kommt es jetzt an, damit uns Menschen dieses Szenario erspart bleibt und uns die notwendige Transformation gelingt, ohne uns selbst zu vernichten?

Das ist die große Preisfrage! Ein wichtiger Teil der Antwort muss sein, ein gutes Verständnis der Fakten und der Situation in die Gesellschaft zu tragen und in allen Schichten einen demokratischen Konsens zu schaffen. Jede und jeder von uns kann kleine Dinge tun, wie weniger Fleisch zu essen, weniger zu konsumieren etc., aber das wird im großen Bild kaum einen Unterschied machen. Dafür braucht es systemische Transformation, und das sehr schnell. Dafür muss politischer Druck aufgebaut werden, auf allen Ebenen, dafür bedarf es kluger Ideen, viel Einsatz, Zivilcourage und neuer Prioritäten. Ob wir „es schaffen“, wird sich erst in Jahrzehnten oder Jahrhunderten erweisen. Die Erderhitzung ist nicht mehr zu vermeiden, aber die Entscheidungen, die unsere Generation trifft, sind trotzdem zukunftsbestimmend und sehr unmittelbar lebenserhaltend oder fatal. Umso wichtiger ist es, die Transformation jetzt zu wagen. Das Projekt, der nächsten Generation eine Erde zu hinterlassen, auf der auch sie noch Kinder haben kann und will, kann auch für die Gegenwart eine positive Perspektive schaffen.

In seinem neuen Buch erzählt Dr. Philipp Blom die Geschichte der Unterwerfung der Natur – und deren Konsequenzen, die die Menschheit heute an den Rand des Abgrunds führen.

 

 

 

 

zurück

Kontaktformular

Sie haben Fragen zu den Gebühren, Ihrem Restabfall oder Ihrer Tonnenleerung? Sie möchten uns „wilden Abfall“ melden oder haben Entsorgungsfragen? Dann schreiben Sie, zu welchem Thema wir Sie beraten dürfen. Einfach das Formular ausfüllen und absenden. Schon ist Ihr Anliegen auf dem Weg zu uns und Sie erhalten schnellstmöglich eine Rückmeldung.

captcha
=
Rufen Sie uns kostenlos an.

Mo-Do 7:00-16:30 Uhr
Fr 7:00-15:00 Uhr

Gebührenhotline
0800 999 10 20

Service-Hotline
0800 999 11 99

Ob Behältertausch, Behälterwäsche oder Anmeldung eines Gemeinschaftsbehälters.

Zu den Formularen