Nachhaltigkeit als Erfolgsgeschichte
Region und Stadt im Dialog
Nachhaltige Entwicklung lebt vom Engagement der Einwohnerinnen und Einwohner, der vielen Vereine, Verbände, Organisationen, der Wirtschaft und der Politik. Zwei Personen, die mit großem Einsatz daran mitwirken, dass die Region Hannover ihrer globalen Verantwortung gerecht wird und ihre hohe Lebensqualität auch in Zukunft erhalten bleibt, sind Dipl.-Ing. Jens Palandt, seit Februar 2023 Erster Regionsrat und Dezernent für Umwelt, Klima, Planung und Bauen der Region Hannover, und Dr. Axel von der Ohe, Erster Stadtrat und Finanz- und Ordnungsdezernent der Landeshauptstadt Hannover. Im Doppelinterview sprechen sie über ihre Motivation und ihre Ziele.
Bevor Sie im Februar 2023 Erster Regionsrat und Dezernent für Umwelt, Klima, Planung und Bauen der Region Hannover wurden, beschäftigten Sie sich, Herr Palandt, etliche Jahre als Referatsleiter im Niedersächsischen Umweltministerium unter anderem mit den Themen Biologische Vielfalt, Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Auch Ihr Studium im Fach Landschafts- und Freiraumplanung deutet bereits in diese Richtung. Woher kommt Ihr Interesse daran?
Palandt: Schon von klein auf prägte mich eine große Verbundenheit zur Natur und Respekt vor allen Lebewesen, denen ich zu Hause, in der Landschaft oder auf Reisen begegnet bin. Als Schüler habe ich mich im Natur- und Umweltschutz engagiert, zum Beispiel an Baumpflanzaktionen teilgenommen. Dabei wuchs dann so etwas wie ein zunehmendes Unbehagen, zu sehen, wie wir Menschen die Natur immer weiter verdrängen und zerstören. Ich denke, das war ausschlaggebend, dass ich dann ein Studienfach ausgewählt habe, bei dem der Schutz unserer Lebensgrundlagen und das Thema Nachhaltigkeit im Fokus stehen. Große Neugierde, politisches Interesse
und große Lust, etwas bewegen zu wollen, haben dann sicherlich auch meinen beruflichen Werdegang bestimmt.
Was macht vor diesem Hintergrund Ihre neue Position für Sie so attraktiv?
Palandt: Ich habe immer wieder neue persönliche und berufliche Herausforderungen gesucht. Mit etwas Glück konnte ich dabei schritt- weise verschiedene Fachgebiete kennenlernen und nach und nach interdisziplinäres Denken und Handeln verinnerlichen. Bei dem Job als Dezernent für Umwelt, Klimaschutz, Planung und Bauen kann ich nun sehr viele Erfahrungen einbringen. Was die Arbeit als Dezernent bei
der Region dabei so spannend und attraktiv macht, ist, konkrete Projekte mit einem tollen Team zusammen voranbringen und umsetzen zu können und dabei in einen intensiven Austausch mit den Menschen und Institutionen vor Ort zu kommen.
Sie, Herr Dr. von der Ohe, haben darin bereits viel Erfahrung gesammelt. Als Ordnungsdezernent, in dessen Zuständigkeitsbereich auch das Thema Stadtsauberkeit fällt, haben Sie das Projekt „Hannover sauber!“ maßgeblich mit vorangebracht und unterstützen „Hannover ist putzmunter“. Wie präsentiert sich Hannover zurzeit? Wo sehen Sie perspektivisch noch Handlungsbedarf?
Dr. von der Ohe: Wir sind auf einem guten Weg. Mit Projekten wie „Putzmunter“ oder „Hannover sauber!“ schaffen wir Bewusstsein für das Thema und bringen die Stadtsauberkeit effektiv voran. Mich freut besonders, dass die Menschen in der Stadt fantastisch mitziehen. Die Müllmelde- App, die wir 2019 eingeführt haben, nutzen mittlerweile mehr als 40.000 Hannoveranerinnen und Hannoveraner, und bei der diesjährigen „Putzmunter“-Aktion hatten wir mit 20.200 eine neue Rekordzahl an Teilnehmenden. Das ist überragend und zeigt, wie wichtig den Menschen eine saubere und aufgeräumte Stadt ist. Ein stetiges To-do ist sicher das Thema Prävention. Der beste Müll ist der, der gar nicht erst erzeugt wird. Deshalb ist es so wichtig, dass aha auch beim Thema Umweltbildung immer wieder Akzente setzt und Themen wie Abfallvermeidung, Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit platziert.
Im Rahmen der Verbandsversammlung Mitte März betonten Sie als Vertreter der Landeshauptstadt gemeinsam mit Herrn Palandt als Vertreter der Region, dass es jetzt darum gehe, aha als öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger für die Zukunft aufzustellen. Im Fokus stehe der Klima- und Ressourcenschutz, dazu Themen wie die Entsorgungssicherheit, die Digitalisierung und Automatisierung, Initiativen zur Abfallvermeidung sowie der Service- und Kundinnen- und Kundenkomfort. Was sind dabei die größten Herausforderungen, und wie sind sie zu meistern?
Dr. von der Ohe: Die Themen, die Sie nennen, stellen alle große Herausforderungen dar, zeigen aber auch, wie spannend es sein kann, in einem Betrieb wie aha mitzuarbeiten. Was für mich aber das Thema schlechthin sein wird, ist die Frage der Personalgewinnung. Wir befinden uns längst in einem Arbeitnehmer*innenmarkt. Fachkräftemangel und demografische Entwicklung führen dazu, dass die Beschäftigten frei wählen können, für welche Arbeitgeber*in sie sich entscheiden. Das bedeutet auch für aha, dass wir uns in der Personalgewinnung mehr werden anstrengen müssen. Wir müssen Arbeit so gestalten, dass sie als attraktiv wahrgenommen werden kann. Dazu gehören gute Arbeitsbedingungen, ein modernes Arbeitsumfeld und genauso auch so etwas wie Sinnvermittlung.
Sinnvermittlung und hohe Akzeptanz in der Bevölkerung erachten auch Sie, Herr Palandt, als besonders wichtig, wenn es darum geht, Klimaschutz und die erforderlichen Maßnahmen zur Gestaltung der Energiewende entscheidend voranzubringen. Sie wollen sich dabei nach eigenem Bekunden insbesondere für den Erhalt der Lebensgrundlagen und für Artenvielfalt, den Schutz wertvoller Kulturlandschaftsräume und die weitere Renaturierung der Moore einsetzen. Zudem seien, wie Sie sagen, die nachhaltige Siedlungsentwicklung und ein an den Klimawandel angepasstes Wassermanagement für die Region Hannover besondere Schwerpunkte Ihrer Arbeit. Um das alles zu bewältigen, müssen Sie sicher Prioritäten setzen. Wie gehen Sie vor?
Palandt: Der Schutz des Klimas und der Erhalt einer intakten Umwelt und unserer Biodiversität sind fundamentale Ziele. Aufgrund der Komplexität der Aufgaben bedarf es einer guten Strategie, richtiger Prioritätensetzung und engagierter Menschen, um die vielen erforderlichen Einzelmaßnahmen konsequent – und häufig im engen Zusammenspiel unterschiedlicher Disziplinen – umzusetzen. Wichtig ist dabei eine gute Kommunikation. Man muss erklären, warum wir etwas machen und wo wir hinwollen. Es gilt, eine nachvollziehbare, bestenfalls motivierende Geschichte zu erzählen. Ein Beispiel: Windenergieanlagen werden nicht um ihrer selbst willen gebaut, sondern weil wir den von ihnen produzierten Strom in einer klimaneutralen Welt brauchen. Durch den Ausbau der erneuerbaren Energien und die Entwicklung neuer Energieinfrastrukturen generieren wir Wertschöpfung in der Region, stoßen Innovationsprozesse an, sorgen für neue Arbeitsplätze, emittieren weniger und bald keine Treibhausgase mehr, tun so etwas gegen den Klimawandel und schützen damit ebenfalls unsere heimische Tier- und Pflanzenwelt. Auch aha wird als moderner Arbeitgeber in der laufenden Transformation hin zu einer klimaneutralen lebenswerten Welt wichtige Beiträge zur Stärkung einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft, zur Müllvermeidung, zu einem innovativen Stoffstrommanagement und zur Energieeinsparung und -produktion leisten.
In der erwähnten Verbandsversammlung bilden Sie, Herr Palandt, als Vorsitzender und Sie, Herr Dr. von der Ohe, als dessen Stellvertreter zusammen die Führungsspitze. Was zeichnet Ihre Zusammenarbeit aus?
Dr. von der Ohe: Unsere Zusammenarbeit ist ja noch recht frisch und trotzdem schon sehr vertrauensvoll. Wir sind beide ganz pragmatisch unterwegs, brauchen in der Regel keine umständlichen Abstimmungen. Was zu klären ist, klären wir meistens in einem kurzen Telefonat oder per SMS. Das funktioniert reibungslos.
Palandt: Dem ist nichts hinzuzufügen.